Roridula ( Die Wanzenpflanze)
Roridula gehört zwar eigentlich nicht zu den Fleischfressenden Pflanzen da sie ihre Beute nicht selbst verdaut, aber trotzdem profitiert sie von den Gefangenen Insekten, sie hat also eine Art Sonderstellung und ist außerdem eine absolut Faszinierende Pflanze, weshalb ich sie hier auch behandle.
Es sind zwei Arten von Roridula bekannt die beide in den Bergen an der Südspitze Afrikas vorkommen, zum einen R. gorgonias die eher in Küstennähe vorkommt und zum anderen R. dentata die eher im heißen Landesinneren wächst, das hauptunterscheidungsmerkmal der beiden Arten sind die gezahnten Blätter von G. dentata. Beide Arten sind mehrjährige buschartige Pflanzen mit länglichen, grüngelben Blättern die sich bei starker Sonne rötlich verfärben. Die natürlichen Habitate der Pflanzen werden relativ häufig von Buschbränden heimgesucht, so dass es keine größeren Bäume gibt.
Roridula verfügt wohl über die effektivste Klebefalle überhaupt, was unter anderem an dem extrem klebrigen sekret der Pflanze liegt, im Gegensatz zu anderen Klebefallen ist es kautschukhaltig und wasserunlöslich, außerdem behält es seine extreme Klebrigkeit auch noch nach absterben der Pflanze, während andere Klebefallen eintrocknen. Lässt man eine Roridula im Sommer im freien stehen wird sie bald schwarz vor gefangenen Insekten, es geschieht sogar das Insekten an anderen schon an der Pflanze klebenden Tieren, die mit dem Sekret benetzt sind, festkleben. Leider bilden sich dadurch relativ leicht Schimmel oder Pilze die auch auf die Pflanze selbst übergreifen können ( außerdem ruft es bei Personen denen die Begeisterung für Fleischies fehlt oft Ekel hervor 🙂 ).
Und nun kommen wir zu interessantesten Aspekt der Pflanze, da Roridula ihre Beute nicht selbst verdaut erscheint einem der Insektenfang auf den ersten Blick unsinnig, aber Roridula Profitiert auf andere Weise von den Gefangenen Insekten. Jede der beiden Arten lebt mit einer speziellen ( jede der beiden Arten hat eine eigene) Wanzenart in Symbiose. Die Wanzen selbst sind an das Leben auf den Pflanzen angepasst, sie sind langbeinig und bewegen sich recht langsam ( die Beute kann ja nicht abhauen 🙂 ) außerdem sind auf einem Streifen in der Blattmitte keine Klebetropfen. Bleibt eine Wanze trotzdem haften befreit sie sich ruhig und mit bedacht. Diese Wanzen fressen die gefangenen Insekten und Roridula nimmt die Nährstoffe aus den Ausscheidungen der Wanzen über die Blattoberfläche auf.
In Kultur findet man meistens R.gorgonias aber auch R. dentata ist bei eignen Züchtern in Kultur, leider ist die Kultur von Roridula etwas tückisch da selbst gutgehaltene Pflanzen von erfahrenen Züchtern bisweilen plötzlich eingehen, deshalb empfiehlt es sich immer mehrere Pflanzen zu Kultivieren, insbesondere Jungpflanzen gelten als etwas robuster.
Als Substrat empfiehlt sich eine Mischung aus Torf und Quarzsand, etwa 1:1 bis 3:1 in einem möglichst hohen Topf, wobei es sich empfiehlt die Pflanzen sofort im Topf für die Ausgewachsene Pflanze zu kultivieren, da ein umpflanzen aufgrund der extremen Klebrigkeit schwierig ist, Substrat das an den Blättern haften bleibt ist Quasi nicht zu entfernen. Das Substrat sollte feucht gehalten werden, jedoch darf die Pflanze nicht im Anstau stehen. Im Sommer mag die Pflanze einen Sonnigen Standort bei ca. 20-35°C wobei man R.gorgonias an besonders heißen Tagen habschattig stellen sollte. Die Pflanze braucht einen gut gelüfteten Standort, sie ist also weder fürs Terrarium noch für geschlossene Gewächshäuser geeignet, schein ein Tag in gestauter feuchter Luft kann der Pflanze schaden. Am besten eignet sich für den Sommer ein offenes Gewächshaus, die Pflanze kann aber auch komplett im freien gehalten werden. Im Winter sollte die Pflanze einen gut gelüfteten hellen Platz bei ca. 10-15° bekommen. Eine Fensterbank in einem ungeheizten Raum etwa, im Winter kann man sie etwas trockener, aber nicht trocken gehalten werden.
Vermehren kann man die Pflanze entweder über Samen oder Kopfstecklinge, allerdings ist die Vermehrung über Samen nicht ganz so einfach, denn Roridula ist ein Feuerkeimer. Wie anfangs erwähnt wird das natürliche Habitat von Roridula regelmäßig von Buschbränden heimgesucht die die gesamte Vegetation vernichten. Die Samen von Roridula sind darauf ausgelegt direkt nach solchen Feuern zu keimen, so dass sie ohne Konkurrenz in Frisch gedüngten Boden wachsen können. Um also Roridula zum Keimen zu bringen muss man den Buschbrand simulieren, ob letztendlich der Rauch oder die Hitze für das keimen verantwortlich ist, ist nicht ganz klar es scheint jedoch eher der Rauch zu sein. Um den Brand zu simulieren legt man den Samen aufs Substrat bedeckt ihn mit etwas Trockenem Gras oder Stroh und zündet es an, wenn es brennt deckt man das Ganze mit einer Feuerfesten Schüssel oder einem Blumentopf ab und lässt es eine Zeitlang ( gerne bis zum nächsten Morgen) so.
Nun zu den Wanzen, wenn man das Glück hat eine Pflanze mit Wanzen zu bekommen sollte man diese gut Pflegen, und auf jeden Fall dafür sorgen das, im Falle eines Absterbens der Pflanze, mindestens eine weitere zur Verfügung steht.
So toll die Wanzen auch sind können sie doch auch zum Problem werden, denn sie neigen dazu, sich im Sommer, wenn die Pflanze voller Insekten ist, stark zu vermehren. Wenn dann die Insekten zum Winter hin knapper werden, saugen die Tiere auch an der Pflanze was dieser schaden kann. Es empfiehlt sich also die Pflanze gegen zu viele Insekten zu schützen ( mal vom optischen Aspekt ganz abgesehen).
- Roridula dentata ist eher selten in Zucht zu finden, man sieht gut die gezahnten Blätter im gegensatz zu R. goronias
- Eine Prachtvolle R. gorgonias im Botanischen Garten Bonn
- Hier sieht man eine Wanze
- Die Wanze ist in der Mitte gut zu sehen
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